29 Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse führten mit ihrem Klassenspiel ihr geneigtes Publikum nach Venedig:
Typisch venezianische Klänge erfüllen den Georgensaal, der rote Samtvorhang öffnet sich, dahinter kommen pastellfarbene Häuserfassaden zum Vorschein, Mondlicht beleuchtet die vorbeitanzenden Venezianer, ein Detektiv tritt aus dem Dunkel und beginnt zu erzählen: von dem ewigen Kindertraum, endlich erwachsen zu sein und dem Traum der Erwachsenen, einmal wieder Kind sein zu dürfen; und von einem sagenumwobenen Karussell in Venedig, das beide Träume wahr werden lassen soll.
Aufführung der 8. Klasse:
Der Herr der Diebe
Was eigentlich stiehlt der "Herr der Diebe"?
Die Proben:
Anfang Oktober hatte die Klasse das Theaterstück nach dem Roman von Cornelia Funke mit ihrem Klassenlehrer Wolfgang Haupt ausgewählt. „Da kannten einige Schüler schon den Film oder das Buch, die meisten haben sich dann richtig intensiv mit der Geschichte beschäftigt“, berichtet Haupt. Er führte Regie, gemeinsam mit der Sprachgestalterin Heidi Manger, seit die eigentlichen Proben im Januar begannen. Parallel dazu wurde das Bühnenbild von 8 Schülern mit Hilfe ihres Werklehrers Peter Vogel gezimmert und gestaltet. Für Überraschungen sorgten die venezianischen Häuserfassaden, die sich für Szenenwechsel verwandeln ließen: hinter einem der Häuser (auf Rollen) kommt der geheime Hof mit dem alten Karussell zum Vorschein, hinter einer anderen Hauswand lässt ein nach oben aufklappendes Türmchen eine Kirche entstehen. Währenddessen werden rot-samtene Bänke hereingetragen, die dazu passende Orgelmusik, die von Stephan Emele am Synthesizer kommt und das Glockengeläut, das die Schüler aus dem Off einspielen, machen den Eindruck perfekt. Überhaupt war offenbar sehr viel abzustimmen, damit alles reibungslos klappen konnte. Auch das haben drei Schülerinnen übernommen, als Bühnenassistenz: „Das machen sonst Lehrer oder Eltern, aber Caroline, Klara und Lejda haben selbständig einen genauen Plan erstellt, wer wie wann was macht, welche Requisiten gebraucht werden oder wann Geräusche eingespielt werden müssen. Das war richtig stark“, freut sich Haupt.
Der Inhalt:
Im Stück geht es um die beiden Waisen Prosper und Bo, die von ihrer Tante Esther getrennt werden sollen und deswegen in das von ihrer Mutter geliebte Venedig ausreißen. Dort schließen sie sich einer Kinderbande an, die von Scipio angeführt wird, der sich „ Herr der Diebe“ nennt. Gemeinsam sollen sie den hölzernen Flügel einer Karussellfigur aus dem Haus der älteren Dame Ida Spavento – großartig gespielt von Finja Krasser – stehlen, doch diese ertappt die jungen Diebe und lässt sich auf einen Handel ein, als sie erfährt, dass das geheimnisvolle Karussell noch existiert. Nachdem sie dem geheimen Auftraggeber das vermeintliche Diebesgut ausgehändigt haben, verfolgen sie ihn gemeinsam zur Isola Segreta, wo es zu einem Showdown kommt. Scipio, der es hasst, Kind sein zu müssen, verwandelt sich auf dem Karussell zum Erwachsenen und auch Prosper will auf das Karussell steigen, um seinen kleinen Bruder vor der Tante retten zu können. Gäbe es dieses Karussell wirklich, könnte sich Carlo Kehrer, der in zwei von vier Aufführungen in Prospers Rolle schlüpfte, nicht vorstellen, so etwas zu tun: „ich würde meine Kindheit genießen wollen.“ Mit dieser Einsicht kommt er der eigentlichen Intention der Autorin vermutlich recht nah. Im Stück jedenfalls wird Prosper daran gehindert, das Karrussell zu nutzen – es geht kurz darauf in Flammen auf. Im dunklen Georgensaal flackert das Licht der Fackel hell auf, Qualm wabert durch den ganzen Raum und hüllt das Publikum kurz in Nebel. Aus der Traum. Zwischenzeitlich hat die verhasste Tante es doch noch geschafft, Bo aufzuspüren und einzufangen. Da hilft am Ende nur noch Trickserei – und so schafft es Scipio, der bislang erfolglose Herr der Diebe, tatsächlich noch etwas Großes zu stehlen: Er beraubt Tante Esther geschickt um ihren Wunsch, das Kind der Schwester zu adoptieren. Bo und Prosper dürfen fortan zusammen bei Ida Spavento in Venedig leben und ihre Kindheit tatsächlich genießen.
Das Fazit:
Durch das gemeinsame Theater-Projekt haben die Schülerinnen und Schüler vor allem den Zusammenhalt schätzen gelernt: „Das Theaterspielen hat uns als Klassengemeinschaft unheimlich gestärkt. Wir sind dadurch jetzt mutiger, trauen uns mehr zu“ fasst Lejda Hollmann die Erfahrungen zufrieden zusammen.
Text: Julia Bantlin
Bilder: Jakobus Stützel