Die FHR-Schüler*innen wählen zu Beginn der zwölften Klasse als praktisch-künstlerisches Fach entweder Gestalten in Holz oder Buchbinden aus. Während der zwei Jahre bis zum FHR-Abschluss erwerben sich die Schüler*innen einen Teil des Fachwissens, das jeder Buchbinder benötigt. Die üblichen Materiealien dieses Handwerks werden nicht nur kennengelernt, es wird vor allem damit gearbeitet. Dazu gehören natürlich Papiere, Karton und Pappe, aber auch verschiedene Gewebe und andere Einband-Materialien (wie z. B. Leder oder Kunststoffe). Leime und Kleber sowie Werkzeuge, die speziell Buchbinder*innen benutzen, werden eingesetzt, um eigene Werkstücke herzustellen.
Wobei wir bei der Herausforderung im Buchbinden angelangt sind: die technischen Fähigkeiten mit gestalterischem Können in Einklang zu bringen. Das Thema wird natürlich immer grob vorgegeben, aber die Entwürfe machen die Schüler*innen alle selbst. Dazu gehört unter anderem auch, dass Buntpapiere in unterschiedlichen Techniken selbst kreiert werden. (Marmorieren, Papierplastik, Acryl- und Wasserfarbentechniken).
Im Verlauf der zwei Jahre werden unterschiedliche Drucktechniken erlernt: Hoch-, Tief- und Flachdruck – und deren künstlerische Anwendung im Linol- und Walzdruck, geübt. Spritztechniken gehören ebenso zum Handwerk wie die Kaligraphie, die Kunst des Schreibens, und auch die Lehre unserer unterschiedlichen Schrift-Typen. Die Geschichte des Buchbindens von A bis Z zieht sich parallel dazu wie ein roter Faden durch den Unterricht: wie sich das Papier bei uns verbreitet hat, wie die Entwicklung der Schrift verlief bis zum Binden von Büchern, wie es heute noch praktiziert wird.
Das Fach Buchbinden zählt zwar nicht zur FHR-Abschlussnote - wird aber dennoch von externen Prüfern bewertet und muss erfolgreich abgeschlossen werden, um die FHR zu erlangen. Im Grunde ist diese Prüfung wie eine kleine Gesellenprüfung, die dasselbe Fachwissen enthält, welches Buchbinder*innen brauchen. Wie viel die FHR-Schüler*innen in der vergleichsweise kurzen Zeit gelernt und umgesetzt haben sieht man an den ausnahmslos schönen Ergebnissen. Das Beste daran ist: Ihre Werkstücke dürfen die Absolvent*innen natürlich behalten und können sich noch lange selbst daran erfreuen oder anderen damit eine Freude machen.