Projekt der 8. Klasse:

Spielplatz statt Schotterplatz

Unsere 8. Klasse baut einen Spielplatz für die Waldorfschüler in Locarno

Kurz vor Ferienbeginn sind die 31 Schülerinnen und Schüler unserer 8. Klasse von ihrer einwöchigen Projektfahrt nach Locarno zurückgekehrt. Dort haben sie gemeinsam, unterstützt durch den Stuttgarter Verein KuKuk Kultur e.V. (weitere Informationen siehe unten) und begleitet von ihrer Klassenlehrerin, ihrem Werklehrer und einer Schülermutter, einen Spielplatz von Grund auf errichtet.
Wie sie auf die Idee gekommen sind, verrät ihre Klassenlehrerin Annette Wille: „Es ist so wichtig, dass Schüler sich im Laufe ihrer Schulzeit anhand eines Projektes selbst verwirklichen können. Wie es der Zufall wollte, war Sonja Wagner von KuKuk Kultur Mutter in der Klasse und konnte uns bei der Umsetzung des sozialen Projekts durch ihren Verein unterstützen.“  Von KuKuk Kultur kam der Vorschlag, das Spielplatz-Projekt der Rudolf Steiner-Schule Rivapiana in Locarno umzusetzen, die sich schon vor vielen Jahren dafür beworben hatte. Dazu muss man wissen, dass Waldorfschulen in der Schweiz keinerlei staatliche Förderung erhalten und somit auf Spenden angewiesen sind, um beispielsweise Schulgebäude zu renovieren oder Außenanlagen neu zu gestalten. Gleichzeitig bot die relative Nähe des Standorts für eine Umsetzung während der Corona-Pandemie die bestmöglichen Bedingungen und so entschloss man sich für den Spielplatz am Lago Maggiore.
Ob die Projektfahrt überhaupt stattfinden kann, war lange Zeit unklar und das hat die Schüler natürlich verunsichert. Annette Wille erinnert sich, dass es schwierig war, die Freude der Schüler zu wecken, ohne die möglicherweise folgende Enttäuschung allzu groß werden zu lassen. So waren die ersten Überlegungen und Planungen für den Spielplatz zuerst ein Gedankenspiel: Was-wäre-wenn? Das Thema „Was ist Gemeinschaft“ wurde in der Vorbereitung auf das Projekt zum Unterrichtsinhalt, wobei die Schüler erkannten, wie wichtig Regeln und das sich Einbringen sind. Dabei haben sie die Regeln für ihren Aufenthalt in Locarno selbst erarbeitet und sich beispielsweise das Handy während der Mahlzeiten und auf der Baustelle verboten.
Mit Unterstützung eines Organisations-Teams aus der Elternschaft hat die Klasse zu Beginn des Schuljahres einen ansprechenden, informativen Flyer gestaltet, der jedoch nie an die verschiedenen Geschäfte und Passanten auf dem Wochenmarkt verteilt werden konnte wie geplant, weil der Lockdown dazwischenkam. „Wir hatten uns das ganz anders vorgestellt, wollten die Jugendlichen viel mehr einbeziehen beim Sammeln von Spenden“ erklärt Arlette Zappi, eine der Organisatorinnen aus der Elternschaft. Somit war die anfängliche Motivation der 8.-Klässler erstmal dahin und es musste insgesamt neu gedacht werden. „Also haben wir die Strategie geändert und sind aktiv auf Unternehmen, aber auch auf Privatpersonen zugegangen. Auch einige Schüler waren da aktiv – manche haben bei Oma und Opa nachgefragt – so haben wir das am Ende dann geschafft“ erinnert sich Zappi. Dass die benötigte Spendensumme von rund 8.500 € letztlich gesammelt werden konnte, haben die Eltern und Schüler ihrer eigenen Beharrlichkeit und Findigkeit zu verdanken. Verwendet wurde diese Summe hauptsächlich für die Begleichung der Materialkosten sowie sämtlicher Kosten, die dem Verein KuKuk Kultur entstanden, der den Material- und Werkzeugtransport und auch die Anleitung der Schüler vor Ort durch drei Mitarbeiter während der gesamten Woche übernahm. Dass die Eltern darüber hinaus auch noch das Geld für die Reise der Schüler selbst aufbrachten, zeigt, wie wichtig es ihnen war, dass ihre Kinder nach dem langen Lockdown und der zähen Phase des Fernunterrichts wieder ins gemeinsame Tun hineinfinden und den Zusammenhalt in der Klasse stärken können.
Bei ihrer Ankunft fanden die Schüler und ihre Begleiter einen Schotterplatz vor, der in den Pfingstferien von der Jugendgruppe KuKuk Kids vorbereiten worden war, den sie dann innerhalb von 5 Tagen in einen Spielplatz verwandeln würden. „So bereiten wir anderen Menschen eine Freude und helfen Kindern, eine schöne Pause zu haben“ freut sich Linus Schmidt, der wie seine Klassenkameraden kräftig mit anpackt. Natürlich lud der Lago Maggiore in unmittelbarer Nähe zwischendurch immer mal wieder zum Baden ein und wurde es gar zu heiß, so meldeten sich einzelne Schüler kurz ab, um sich zu erfrischen, verrät Annette Wille, aber insgesamt war es eine wirklich „schaffige Atmosphäre“.
Womit keiner so richtig gerechnet hatte waren die teils heftigen Regenfälle und ein Hagelsturm, die die Arbeiten für gut einen Tag unterbrochen haben. „Die Kiesbecken waren vollgelaufen, es sah aus wie lauter kleine Seen, und dadurch ist natürlich am Ende die ganze Farbgebung buchstäblich ins Wasser gefallen, die sich die Schüler im Voraus für die Holzgerüste und das Spielhaus ausgemalt hatten“, bedauert Wille. Zum Glück werden die drei Helfer von KuKuk Kultur nach der Projektwoche und entsprechender Trocknungszeit noch einmal anreisen und die fröhlich bunte Farbgestaltung vornehmen, sodass die Schweizer Waldorfschüler, die bereits in den Ferien waren, als die Reutlinger Schülergruppe ankam, gleich zu Beginn des neuen Schuljahres in den Genuss des nagelneuen Spielplatzes kommen können. Das zu der Zeit verwaiste Schulgebäude, unter dessen Dach noch kurz zuvor Schüler unterrichtet worden waren, bot den Reutlingern die ideale Übernachtungsmöglichkeit. Die Schülerinnen und Schüler schliefen auf mitgebrachten Luftmatratzen oder Isomatten und wurden während ihres Aufenthalts von ihrer Klassenlehrerin und der mitgereisten Mutter bekocht.
Was sie in dieser kurzen Zeit geleistet haben, ist erstaunlich. Innerhalb weniger Tage wurde ein Spielplatz fertiggestellt, der aus drei Bereichen besteht: ein Kleinkindbereich mit Matschtisch, ein Kinderbereich mit zwei Spielhäuschen und ein Klettergarten für die älteren Schüler. Noch dazu haben sie das gesamte Projekt mitgeplant, vorbereitet und Spenden gesammelt. Darauf können die Jugendlichen zu Recht stolz sein. Nach getaner Arbeit gab es am letzten Tag für alle noch ein Eis und abends dann ein kleines Abschiedsfest mit Lagerfeuer. Dieses einmalige Projekt werden alle Beteiligten noch lange in guter Erinnerung behalten. Jetzt können sich unsere 8.-Klässler erst einmal von der anstrengenden Projektarbeit erholen und die Sommerferien in vollen Zügen genießen, bevor das neue Schuljahr beginnt.

Text: Julia Bantlin

Zum KuKuk:

Spielen ist Freiheit für den Körper und die Seele. Der Stuttgarter Verein KuKuk Kultur e.V. schafft geschützte Plätze für freies Spiel an Schulen weltweit, gemeinsam mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen. KuKuk Kultur ist von der heilenden Wirkung des Spielens überzeugt und möchte Erwachsenen von morgen ein Stück Unbeschwertheit zurückgeben, daher werden die Jugendlichen immer schon in der Planung und natürlich in den Bau miteinbezogen.

Aus den Reiseberichten der Schüler:

Tag 1: Als wir nach 6 Stunden Fahrt angekommen sind, haben wir erst Energie getankt und haben uns dann die Baustelle angeschaut. Danach sind wir im Lago Maggiore baden gegangen. Es war noch etwas kalt, aber trotz der Kälte sind fast alle rein.

Tag 2: Nach dem Frühstück tragen wir uns in Arbeitsklamotten auf der Wiese. Nun wurden Gruppen gebildet, dann ging es an die Einführung der Werkzeuge. Danach ging es los mit Spielplatz bauen – jede Gruppe hatte ihre Aufgabe. Wir arbeiteten bis 16 Uhr und kamen schon sehr weit. Dann hatten wir Freizeit und gingen alle zum See ein bisschen schwimmen.

Tag 3: Um 8:30 Uhr wollten wir eigentlich anfangen, allerdings hat es sehr geregnet. Eine Stunde später wurde das Wetter besser, es gab nur noch einzelne Tropfen, so konnten wir arbeiten. Nachmittags hatten wir gerade unsere Werkzeuge weggeräumt, dann fing es an, stark zu regnen. Dann starker Hagel. Abends hörte es zum Glück auf.

Tag 4: Heute ging es um 8:30 Uhr los mit Arbeiten. Da es sehr warm wurde, wurde es immer anstrengender für uns. Nach allem arbeiten hat es plötzlich ganz stark angefangen zu Winden und zu Hageln. Zum Abendessen gab es leckere Pizza.

Tag 5: Wir sind wieder früh aufgestanden und haben uns erstmal fertig gemacht. Danach haben wir ganz viel gearbeitet, damit wir fertig werden. Danach war erstmal Freizeit. Abends war es total unterschiedlich, wann wer ins Bett gegangen ist.

Tag 6: Um 10:30 Uhr sind wir nach Ponte Brolla zu einem See/Fluss gelaufen. Dort sind wir dann geschwommen, aber das Wasser war sehr kalt und es gab viele Felsen. Nach aller Anstrengung gab es in Locarno dann für alle noch ein Eis. Leider war es ja der letzte Tag und das war sehr traurig. Abends saßen wir am Feuer und haben gegrillt. Das Wetter war angenehm, weshalb wir lange draußen sein konnten.

Tag 7: Wir wurden um 7:30 Uhr geweckt und sollten fertig packen. Danach gab es Frühstück und wir haben uns gleich für die Busfahrt etwas zu Essen gemacht. Um 10:30 Uhr sind wir dann losgefahren und sind um 16:15 Uhr angekommen. Die Eltern waren schon von fast allen da.

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