Manege frei für eine wahre Vielfalt an Kunststücken, Abenteuern und lustigen Geschichten!

Zirkus Picobello 2023

... wieder einmal ein Spektakel!

Rund zehn Wochen Proben liegen hinter den 86 Schülerinnen und Schülern, die sich in diesem Jahr in den verschiedensten Zirkus-Disziplinen ausprobiert haben. Doch das ist zu kurz gegriffen, schließlich haben die jungen Artisten in den drei Vorstellungen bewiesen, dass sie sich echtes Können erarbeitet haben. Wunderschön eingebettet in ein buntes Potpourri von Geschichten rund um den Zirkus, die Svenja Heistermann, freie Regisseurin und künstlerische Leitung, erdacht hat.

Vierzehn lustige Clowns eröffnen die Show und los geht die Fahrt mit dem Zirkuszug, der allenthalben seine Stopps einlegt. Es geht vorbei am „Wilden Pack“, das mit atemberaubenden Sprüngen, Salti und Flugrollen durch die Vorstadt zieht und auch vorbei an Jugendzimmern, in denen tiktok-Videos aus Langeweile angeschaut werden. Freilich mit dem Unterschied, dass in dem Fall die Tanzvideos live auf der Bühne performt werden, zum passenden Song „This is the Greatest Show“.


Wie gut, dass im Dorf gerade der Zirkus kampiert, dorthin lässt es sich retten, wenn das Handy-Verbot doch durchgesetzt wird. Tanzende Kamele, agile Jongleure, muskelbepackte Gewichtheber, federleichte Trapezkünstler und hoch oben am Vertikaltuch frei turnende Akrobatinnen, die geradezu durch die Luft zu schweben scheinen, sind dort zu bewundern. Ein Bauchladen mit Popcorn, die Seiltänzerin, die von einem Pinguin begleitet wird und das Akkordeon, das musikalisch trefflich einstimmt, runden die emsige Gesellschaft perfekt ab. Alles scheint gleichzeitig zu geschehen, als Zuschauer weiß man gar nicht, wohin zuerst blicken. Die Zirkus-im-Zikus-Idee geht 1:1 auf, der Effekt ist überwältigend.


Dann wird es dunkel auf der Bühne, Schwarzlicht schimmert schwach und das Gruselkabinett wird angekündigt. Der Tod, personifiziert durch eine 6.-Klässlerin, fiedelt auf der schwarzen E-Geige sein Liedchen während die „Braut des Todes“, ganz in weiß gehüllt, die Bühne betritt und mehrere schaurig leuchtende Skelette aus dem Sarg am Bühnenrand klettern. Zu den gelenkig über den Boden turnenden Toten gesellen sich Mumien, Vampire und Gespenster, die (teilweise zu mehreren) über große Bälle laufen, Hocheinrad fahren, Räder schlagen, Handstandüberschläge machen, jonglieren und eindrucksvoll in den Spagat gehen.


Offenbar nicht nur die Zuschauer befinden sich auf einer phantastischen Reise – mit sphärischen Klängen landet ein Ufo in der Nähe und seltsame grüne Wesen mit vielen Augen, zwei rudernden Armen und einem Rad zur Fortbewegung anstatt Beinen wuseln in die Szenerie. 15 Außerirdische aus der 4. Klasse in coolen Kostümen, die von engagierten Eltern kreiert und genäht wurden, fahren auf Einrädern gemeinsam auf der plötzlich klein wirkenden Bühne gekonnt umeinander. Die unterschiedlichen Formationen dienen vielleicht der Kommunikation oder stellen das anfängliche Wunder, eine fremde Zivilisation anzutreffen, dar. Dann ordnet es sich etwas, die Fremdlinge packen Stöcke und Diabolos aus, vollführen gleichzeitig damit ihre Kunststücke und begegnen den Menschenkindern, die fassungslos zugesehen haben. Nachdem Freundschaft geschlossen wurde, Bücher und Diabolos ausgetauscht sind, kommt das große Raumschiff hereingefahren und holt seine Raum-Touristen wieder ab.


Nächster Halt auf der Reise: das Meer. Meeresmenschen schwimmen (von 6 Mitschülern getragen) durch den Ozean, wo sich Nixen tummeln, Wale schwimmen, Fischernetze drohen und Piraten aufkreuzen. Besonders anmutig anzusehen die hellblau-türkisfarbenen Wasserwesen, die zu zweit oder dritt akrobatisch an Ringen turnen. Besonders wagemutig dagegen die 12 Seeräuber, die zwei- und dreistöckige Personen-Pyramiden bilden, um auch das entfernteste Handelsschiff noch erspähen zu können. Die Partnerakrobatik ist sicher eine der Disziplinen, für die die Schülerinnen und Schüler am intensivsten gemeinsam geprobt haben, denn einen Handstand auf den Schultern zweier Mitschülerinnen bringt niemand so leicht fertig.


Letzter Stopp: Der verwunschene Wald. Alles wirkt sanft in grünes Licht getaucht, Waldmädchen schweben auf Hocheinrädern umher, Elfen tanzen und jonglieren, ein Riese spaziert auf hohen Stelzen vorüber, ein Hirschkind balanciert zwei Diabolos auf einem Seil, vom Blätterdach ganz oben bewegt sich eine Waldmädchen am Vertikaltuch grazil herab, es kommen noch einmal fast alle Disziplinen zur Schau, vorwiegend von den Jugendtrainern der höheren Klassen präsentiert. Ein fulminantes Finale, das beweist, wie gut es den Schülern tut, Zirkus zu machen. Denn dort, erklärt Svenja Heistermann, „finden ganz unterschiedliche Kinder mit ganz unterschiedlichen Begabungen und Vorlieben einen Platz“ und dadurch können sie eine Souveränität und Selbstsicherheit erlangen, die sie ihr ganzes Leben begleiten wird.

Text: Julia Bantlin
Bilder: Barbara Mees, Adrian Zacke und Alexander Müller

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